Die „Sportkommission Roller Derby“ ist in aller Munde und längst mehr als eine Wunschvorstellung oder ein Gerücht. Die ersten deutschen Roller Derby Leagues sind Mitglied geworden und die übergreifende Organisation des deutschen Roller Derbys nimmt Formen an. Grund genug für uns, Teaze the Tiger, die im August 2012 kommissarisch zum 1.Vorstand gewählt wurde, zum Interview zu bitten.

Zunächst einmal, was genau müssen wir uns unter der „Sportkommission Roller Derby des Deutschen Rollsport und Inline-Verbandes e.V. (DRIV)“ vorstellen?

Teaze the Tiger spielt bei den Stuttgart Valley Rollergirlz und ist Teil der deutschen Nationalmannschaft.

In Deutschland wird der Spielbetrieb der meisten wettbewerbsorientierten Sportarten über einen Dachverband geregelt, der die Modalitäten wie Regelwerk, Turniersysteme, etc. festlegt. Für Roller Derby gab es das bisher nicht. Zwar spielen fast alle Vereine in Deutschland nach den Regeln der WFTDA, doch bisher beschränkte sich der Spielverkehr mehr oder weniger auf Freundschaftsspiele, für die jeder Verein die Rahmenbedingungen selbst festlegt. Die Idee, innerhalb des DRIV eine Sparte Roller Derby zu gründen, entstand hauptsächlich aus dem Anliegen heraus, unserem Sport eine Legitimation zu verschaffen; eine Grundlage, auf der Roller Derby in Deutschland ausgetragen werden kann, so dass sich der Sport weiterentwickelt und weiter etabliert. Wir sehen Roller Derby nicht als vorübergehendes Phänomen, sondern als Sportart mit dem Potential langfristig Teil des weltweiten Sport-Geschehens zu werden. Somit war es der logische Schritt unsere Basis professioneller aufzustellen und uns über den DRIV auch in die nächsthöheren Instanzen wie die FIRS und den IOC einzugliedern. Dabei war uns allerdings wichtig, dass die Roller Derby Idee „By the Skaters – for the Skaters“ nicht verloren geht. Die Sportkommission Roller Derby (Roller Derby Deutschland) besteht aus je einem Vertreter jedes Mitgliedsvereins. Diese Vertreter und somit die Vereine selbst haben die absolute Kontrolle und Entscheidungsmacht darüber, was mit Roller Derby in Deutschland passieren soll.

Die konstituierende Sitzung hat stattgefunden, was sind jetzt Eure nächsten Schritte?

Aktuell gibt es sehr viel Basisarbeit zu leisten. Ein Haufen bürokratischen, aber wichtigen und auch spannenden Papierkram. Wir haben eine Sportordnung aufgesetzt, welche grundsätzliche Vorgaben zur Austragung des Sports enthält und festlegt wie Roller Derby in Deutschland gespielt wird. In diesem Zusammenhang sind wir in Kontakt mit der WFTDA und arbeiten an einer Kooperation. Ausserdem wurde eine Struktur zur Aufstellung der Nationalmannschaft und der Nationaltrainerschaft entworfen. Weitere Punkte sind ein Trainerlizensierungsverfahren und auch Zertifizierungsmöglichkeiten für Schiedsrichter. Wir möchten auch in Zukunft Materialien herausgeben, die neue Vereine in der Gründungsphase unterstützen und natürlich arbeiten wir an einem Bundesliga, bzw. Meisterschafts-System.

Welche langfristigen Ziele hat Roller Derby Deutschland?

Im Prinzip geht es uns in erster Linie darum, den Sport Roller Derby und die deutschen Vereine zu fördern. Dazu gehört auf lange Sicht sicher die  Einführung eines geregelten Spielbetriebs, z.B. in Form einer Bundesliga, sowie die Jugendförderung, wie man es in USA auch schon anhand der Junior Leagues sehen kann. Roller Derby ist ein sehr junger Sport und entwickelt sich rasant – das Spiel das wir heute sehen, hat schon nichts mehr mit dem zu tun, was noch vor fünf Jahren aktuell war. Alles wird professioneller, athletischer, seriöser. Wir müssen sehen, wohin der Weg Roller Derby in Europa führt und was für uns die richtige Linie ist. Langfristig planen kann man da eigentlich nicht, aber mit RDD haben wir den Grundstein gelegt, aktiv und gemeinsam Einfluss auf diese Entwicklung zu nehmen.

Du hattest gerade schon die Einführung eines geregelten Spielbetriebs angesprochen. Es wird also eine deutsche Roller Derby Liga oder Turniere ähnlich der WFTDA Championships für Deutschland geben? 

Auf jeden Fall! Wir arbeiten mit Hochdruck an einem Pokalturnier bereits für 2013 und hoffen, dazu bald News bekanntgeben zu können.

Welche Rolle spielt WFTDA genau?

WFTDA ist auch in Deutschland die Wiege des Roller Derby. Wir haben WFTDA Full Member und Apprentice Leagues als Mitglieder bei RDD und für uns ist es ein ganz natürlicher Vorgang, mit der WFTDA Hand in Hand zu arbeiten. Alle Vereine haben diesen Wunsch von Anfang an bestätigt. In der RDD Sportordnung ist das WFTDA Regelwerk als offizielles Regelwerk zu Grunde gelegt und wir stehen im engen Kontakt.

Wie wird eine League Mitglied und was kostet die Mitgliedschaft?

Ein Verein kann jederzeit in einem der Landesverbände des DRIV Mitglied werden und hat dann automatisch die Berechtigung einen Vertreter in die Kommission zu schicken. Die Beitragskosten sind je nach Landesverband unterschiedlich, so um die 3-4 Euro pro Kopf und Jahr.

Famous last words?

Was unseren Sport so besonders macht und ihn unterscheidet von allen üblichen bekannten Sportarten, ist die Roller Derby Community, die dahinter steht. Der Grassroots-DIY-Gedanke, dass man diesen Sport nicht nur ausüben, sondern auch selbst mitentwickeln und verändern kann. Das beginnt im eigenen Verein mit starken Frauen, die ihre Freizeit opfern um einen Event für hunderte von Menschen auf die Beine zu stellen und führt sich auf Verbandsebene fort, wo es für alle Vereine darum geht, Teil eines historischen Prozesses zu sein. Es gibt unfassbar viel zu tun, aber ich zweifele keine Sekunde daran, dass diese Community die Power hat, Roller Derby zu etwas ganz Großem zu machen!

Vielen Dank für das Interview!

Weitere Infos findet ihr auf Facebook.

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